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Leitartikel - Zeichen der Zeit


1. Februar 2004



Heute wollen wir ein wenig über Magie sprechen, oder mehr über den Glauben an Magie. Der Glauben an die Magie ist so weit verbreitet, daß es sehr wohl als epidemisch bezeichnet werden könnte. Doch wartet noch mit einem Anruf beim Zentrum für Krankheitskontrolle CDC (Center for Disease Control), da sie momentan äußerst beschäftigt sind euch von magischen Prionen und magischen Impfungen zu überzeugen.

Gestern haben wir einen Link über BBC's Geschichte "Christliche Soldaten kämpfen für Bush" gebracht. Der Autor hat irgendwie eine christliche Familie gefunden die Bush unterstützt, und die er als typisch fundamentalistisch, Republikanisch empfindet. Diese selbige Familie würde sich sicher über die heulenden, heidnischen Wilden lustig machen, doch es gibt in deren Glaubensaussagen so viel magisches Denken, daß ein Auftritt bei einem Orakel für Prophezeiungen mit der magischen Skala der Mächte an die sie glauben, nicht mithalten kann.

Es scheint offensichtlich zu sein, daß die Familie glaubt, daß das Verhindern von Hochzeiten der Schwulen und Lesben in den Vereinigten Staaten von Amerika helfen wird auf die moralisch korrekte Spur zu gelangen. Wenn schwule Männer insgesamt verschwinden würden, wäre dies noch ein größerer Sieg. Wir sind sicher, daß ein solcher ein Glaube für viele von ihnen als sehr schmeichelhaft empfunden würde, da schwule Männer sehr wahrscheinlich keine Ahnung davon haben, daß die moralische Ausrichtung eines gesamten Landes mit einer Bevölkerung von mehr oder weniger 300 Millionen, auf ihren Schultern lastet.

10'000 tote Iraker, unsere Körper und der Planet voller Gifte und Strahlung, dank der Psychopathen in den multinationalen Aktiengesellschaften, endloser Krieg und abnehmende Freiheiten, doch irgendwie, wenn die USA die gleichgeschlechtliche Gemeinschaft verhindern kann, wird es ein Sieg und Schritt in Richtung Moral sein. Dies ist magisches Denken.

Die Familie drückte auch ihre Unterstützung für die "Heimatland Sicherheit" (homeland security) aus, um sich dabei dem Glauben hinzugeben, daß die Essenz des "Bösen" - dieses äonenalten Archetypen - über das Durchsetzen von launenhaften Ansichten menschlicher Werte, die den westlichen demokratischen Ethos ausmachen, ausgelöscht werden könnte. Auch dies ist magisches Denken.

Wir wollen nicht auf diesen Leuten herumhacken. Wir ziehen es vor, uns nicht über die Religion von jemandem lustig zu machen, und wir machen uns auch nicht lustig über deren Glauben. Wir alle sind des magischen Denkens schuldig. Dieses Denken wird auch in der Werbung ausgenutzt, und sehr wahrscheinlich werden die meisten von uns es im Alltag einsetzen, wenn es nicht schon eine ständige Anwesenheit in unserem Leben besitzt.

Die Wenn-Dann-Aussage ist ein Zeichen nach der man Ausschau halten sollte. Zum Beispiel: "Wenn ich nur diesen Laptop-Computer hätte, dann könnte ich schreiben." Vielleicht wird die Magie nicht offen ausgesprochen, doch sie ist da am lauern. Die Aussage verleiht dem Laptop magische Kräfte, als ob dieser eine der Musen geworden wäre. Vielleicht könnten wir glaubwürdig abstreiten, daß wir wirklich daran glauben, daß ein neuer Computer unsere Schreibfähigkeiten sehr erhöhen würde. Doch wenn wir die Werkzeuge die wir jetzt schon zur Verfügung haben nicht gebrauchen, und stattdessen jegliches Schreiben hinausschieben, während wir auf den großen Preis warten, dann haben wir den Computer sicherlich mit magischen Kräften erfüllt. Natürlich, wenn wir kein Papier noch Kugelschreiber, Schreibtisch-Computer oder Schreibmaschine usw. hätten, dann bräuchten wir irgendein Werkzeug und die entsprechenden Vorkehrungen müssten unverzüglich in die Tat umgesetzt werden.

Hier nun, wie dieser Magie "funktioniert": Wenn etwas ausserhalb meiner selbst sich ändern würde, dann würde daraus irgendeine Tätigkeit entstehen, die für mich nützlich ist. Zum Beispiel, "Wenn meine Frau, Mann, Geschwister, oder Freund sich ändern würden, dann wäre ich glücklich und könnte das tun, was ich im Leben tun sollte." Was dieses Denken auszeichnet ist, daß es sich auf äußere Kräfte abstützt, genau so, wie wenn man in einer rituellen Ekstase Geister anriefe, die kommen um zu tun was man will und die die Wirklichkeit abändern, damit sie unseren Vorstellungen und Wünschen besser entspricht. Magisches Denken erschwert unsere Fähigkeit zu sehen was ist, die Verantwortung über unser Leben zu übernehmen und Entscheidungen auf Grund einer erweiterten Wahrnehmungsfähigkeit zu treffen.

Anstatt die Welt in Schwarz und Weiß zu sehen, müssen wir deren Komplexität berücksichtigen. Oft sind Wenn-Dann-Aussagen wahr, wenn zwischen den zwei Diskussionsbestandteilen ein direkter Zusammenhang besteht. "Wenn es aufhören würde zu regnen, dann würde ich trocknen." Doch manchmal ist es nicht so einfach die Zusammenhänge herauszufinden.

"Wenn die USA Saddam Hussein fängt, dann wird die Welt ein sicherer Ort." War Saddam für so viele Schlechtigkeiten auf der Welt verantwortlich, so daß nur schon durch sein Entfernen von der Macht, Freiheit und Demokratie zugenommen haben? Offensichtlich ist dies nicht wahr. George Bush verlangte von uns in Magie zu glauben. Nun haben sie die bevorstehende Verhaftung von Osama bin Laden angekündigt. Eine lächerliche Sache, dies zu tun, da er gewarnt wurde und sich aus seiner Höhle, von wo aus er eine der mächtigsten Terrororganisationen leitete, davonmachen kann. George Bush nützt den mehrheitlichen Glauben in die Magie für die Zwecke seiner Regierung aus. Das Bush-Reich ist wahrscheinlich daran, die "Festnahme" Osama's rechtzeitig vor den Wahlen zu planen, um seine Wiederwahl eine ausgemachte Sache werden zu lassen.

Rove und seine Bande haben Osama, sorgfältig über weltweite Propaganda, mit magischen Eigenschaften versehen. "Wenn wir Osama fangen, dann haben wir Al Qaeda gestoppt. Al Qaeda ist für die meisten Terroranschläge verantwortlich. Ihr werdet sicherer sein." Wir bezweifeln dies. Doch, dann glauben wir nicht an Magie.


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